Interview mit Toni Lauerer, Comedian aus der Oberpfalz
Der „Rhetorik-Führerschein®“ ist das Onlineseminar für gute Kommunikation. Wir helfen Menschen, einfach besser und sicherer zu reden. In der Rubrik „Profis antworten“ interviewt Rede-Denk-Experte Thomas Schlayer interessante Persönlichkeiten aus ganz Deutschland.
Rhetorik ist die Kunst des Redens. Ist das Comedy auch?
Teilweise, aber nicht nur! Ein wesentlicher Bestandteil der Comedy ist die Kunst des Beobachtens und des Zuhörens. Komische Geschichten, zumindest meine, entstehen so gut wie ausnahmslos aus realen Erlebnissen, Beobachtungen oder auch Erzählungen. Natürlich muss man dann auch in der Lage sein, die Geschichten so „rüberzubringen“, dass sie für die Zuhörer lustig wird. Ein dummes Gesicht des Erzählers schadet dabei nicht, ist aber nicht zwingend notwendig. Wobei mir diese nützliche Voraussetzung nach Aussagen etlicher „Freunde“ gottlob zu eigen ist!
Wie plane ich eine gute Pointe, damit andere richtig gut lachen können?
Eine gute Pointe muss, zumindest bei meinen Geschichten, so kommen, dass man nicht zu lange, am besten gar nicht intensiv darüber nachdenken muss, um sie zu kapieren, weil man sonst vor lauter Nachdenken das Lachen vergisst und schlimmstenfalls die Pointen Nr. 2 und 3 versäumt, weil man Pointe 1 noch nicht kapiert hat. Ich liebe es nämlich, die Pointen wie ein „Dauerfeuer“ auf mein Publikum niederprasseln zu lassen. „Du kennst keine Gnade!“, sagen die Tontechniker oft! Und ganz besonders liebe ich es, nach einem Gag, der scheinbar beendet ist, noch kurz eine vom Publikum nicht mehr erwartete Pointe „nachzuschießen“, die das Ganze auf die Spitze treibt! Dabei habe ich auch selber einen Heidenspaß!
Ist ein Unterhaltungsprofi wie Sie auch privat selbstbewusst und schlagfertig?
Ich war zwar schon immer ein Typ, der gerne Spaß macht und der nichts, vor allem sich selber, so richtig ernst nimmt. Ich habe mit dem Spaßmachen aber hauptsächlich meine Schüchternheit und mein aufgrund meiner sehr stabilen Figur (eigentlich war ich wampert) sehr dürftiges Selbstwertgefühl übertüncht! Das Selbstbewusstsein ist aber mit dem beginnenden Erfolg als Kabarettist gekommen. Auch die ersten zarten Kontakte mit dem anderen Geschlecht haben mich in der Hoffnung bestärkt, dass ich nicht ganz so hässlich bin, wie ich immer dachte. Und gut „auf der Goschn“, also schlagfertig, war ich schon immer, das ist scheinbar angeboren.
Welchen zentralen Tipp können Sie geben, um Menschen applaudieren zu lassen?
Da kann ich nur aus meiner Erfahrung sprechen: Ich möchte den Menschen, die zu meinen Auftritten kommen, immer das Gefühl geben, dass ich einer von ihnen bin! Nicht der schlaue oder gar prominente Kabarettist, sondern der Mensch, der die gleichen Probleme und Peinlichkeiten erlebt wie sie auch. Krass gesagt: Ein Depp wie du und ich! Dass mir das offenbar sehr gut gelingt, wird mir von meinen Fans gottseidank oft bestätigt. „Toni, genauso is, wia du es sagst!“ – für mich ein tolles Kompliment! Der Mensch lacht am meisten und am herzhaftesten über das, was er kennt, da bin ich nach Jahrzehnten Bühnenerfahrung sicher!
Gab es einen Gag bei Ihnen, der leider nicht funktioniert hat. Und was machen Sie dann?
Diese Erfahrung, die ich mir echt schlimm vorstelle, habe ich gottlob noch nicht gemacht. Was mir aber in den Anfangsjahren mal passiert ist: Ich sollte ab 21 Uhr 30 bei einer Vereinsfeier in einem Festzelt ein halbstündiges lustiges Programm bringen. Leider waren zu dieser Zeit 70 Prozent der Anwesenden (nur Männer!) betrunken, 20 Prozent besoffen und der Rest eingeschlafen! Kein Schwein hat bemerkt, dass ich auf der Bühne war. In meiner Not habe ich nicht mit meinem Programm begonnen, sondern 3 oder vier grottenüble Witze erzählt, die alle nicht astrein waren. Und siehe da: Nach dem dritten Witz hatten mich die meisten wahrgenommen, ich konnte mein Programm abspulen und bekam zum Schluss sogar Applaus! Zum „Zugabe“ -Rufen hat allerdings dann die Kondition der Festbesucher nimmer gereicht. „Augen zu und durch“ habe ich mir damals gedacht – in diesem Job darf man nicht empfindlich sein!
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Mit mehr als 500.000 verkauften Schriftwerken ist er seit 1998 „Ostbayerns meistverkaufter Buchautor in der Rubrik Bayerischer Humor“. Bei einer Umfrage der Tageszeitung „Der neue Tag“ wurde er auf Platz 25 der bedeutendsten Persönlichkeiten für die Oberpfalz gewählt. 2012 wählte man ihn im Rahmen einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks auf Platz 11 bei „Bayerns lustigste Bayern“, noch vor Legenden wie Karl Valentin. Zudem hält er mit seiner täglichen Radiopräsenz bei Bayern 1 Deutschlands Rekord mit „längste tägliche Radio-Comedy“ (16 Jahre ohne Unterbrechung). Toni Lauerer ist seit 2022 auch von der Landesregierung bestätigter „Botschafter der Oberpfalz für Kultur“.