„Was mir missfällt, sind Spiralen aus negativen Gedanken“

Interview mit Celine Nadolny, Deutschlands meist ausgezeichneter Finanzbloggerin

Der „Rhetorik-Führerschein®“ ist das Onlineseminar für gute Kommunikation. Wir helfen Menschen, einfach besser und sicherer zu reden. In der Rubrik „Profis antworten“ interviewt Rede-Denk-Experte Thomas Schlayer interessante Persönlichkeiten aus ganz Deutschland.

Sie haben bereits in jungen Jahren über 800 Sachbücher gelesen. Was hat Sie dazu motiviert?

Ich habe ehrlich gesagt schon immer viel gelesen. Vor allem nach der Scheidung meiner Eltern waren meine Bücher oft ein Rückzugsort für mich, meine Gedanken und Gefühle. Dort konnte ich dem Alltag in gewisser Weise entkommen, Dinge verarbeiten und in Traumwelten eintauchen, wann immer mir danach war.

Eine negative Folge dieses Familienereignisses – die sicherlich viele Betroffene kennen – war der Glaubenssatz, nicht gut genug zu sein. Dieser hat mich lange begleitet, und ich bin ihn bis heute nicht vollständig losgeworden.

Mit 16 Jahren bekam ich während eines Praktikums mein erstes Finanzbuch geschenkt, und das hat vieles verändert. Das Buch lehrte mich, dass wir uns alle irgendwann dem Thema Finanzen stellen müssen, ob wir wollen oder nicht. Je länger wir es aufschieben, desto unangenehmer wird es eines Tages. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie wertvoll es ist, Finanzthemen zu verstehen, da sie uns unseren Lebenszielen näherbringen und uns mehr Möglichkeiten eröffnen können.

Die richtigen Bücher können uns über viele Entwicklungsschritte hinweg begleiten. Mit jedem weiteren Buch reifte diese Überzeugung in mir. Stück für Stück schienen immer mehr Dinge einen Sinn zu ergeben, und ich fand Antworten auf viele Fragen, die zuvor unbeantwortet blieben. Ein Buch folgte dem nächsten, und neben Finanzen begann ich, auch über Persönlichkeitsentwicklung, Karriere, Unternehmertum, Ernährung und andere Themen zu lesen.

Viele Trainer behaupten, dass wir das sind oder werden, was wir lesen bzw. lernen. Stimmen Sie dem zu?

Dem Gedanken kann ich in weiten Teilen zustimmen. Ich würde sagen, dass ich in gewisser Weise die Summe all meiner mittlerweile über 800 gelesenen Bücher bin. Wir werden zwar nicht zwangsläufig das, was wir lesen, aber wenn wir bewusst lesen – mit klaren Fragestellungen im Kopf, offen für Neues und neugierig auf das, was wir noch nicht kennen – dann haben Bücher einen enormen Einfluss auf unser Leben.

Mein Weg wäre sicherlich nicht möglich gewesen ohne all das Wissen, die Reflexion und Motivation aus meinen Büchern. Aber natürlich ist mein Bücherregal nur eine Seite der Medaille. Auch Gespräche mit meinen Liebsten, Mentoren und eigene Erlebnisse und Erfahrungen spielen eine große Rolle. Das Schöne an Büchern ist, dass wir uns auch mit Menschen „unterhalten“ können, die nicht mehr unter uns weilen. Wir haben das Privileg, weiterhin ihren Gedanken zu folgen, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen.

Wie wichtig ist für Sie „positive Kommunikation“, gerade in schwierigen Zeiten?

Zunächst einmal finde ich es wichtig, offen und ehrlich zu sein. Wenn etwas nicht so läuft, wie man es sich gewünscht oder gedacht hat, sollte man das ansprechen. Die Frage ist nur, wie, aus welcher Intention heraus und mit welchem Ziel.

Was mir – nicht erst seit den Büchern von Stephen Covey – missfällt, sind Spiralen aus negativen Gedanken und das Festhalten an der Opferrolle. Ich habe gelernt, mich weniger über Dinge aufzuregen, die ich ohnehin nicht ändern kann, und setze meinen Fokus stattdessen auf das, was ich beeinflussen kann. Diese Geisteshaltung versetzt mich schon in eine andere Rolle in der Kommunikation. So fällt es mir leichter, nach Lösungen zu suchen, anstatt mich ständig über Probleme zu beklagen.

Ich halte nichts davon, Dinge zu beschönigen, aber es gibt für alles eine Lösung. Die ist vielleicht nicht immer einfach oder sofort offensichtlich, aber wir sollten nie den Glauben daran verlieren, dass wir sie finden werden. Schuldzuweisungen, jahrelanges Nachtragen und das Festhalten an der Opferrolle bringen uns nicht weiter.

Sie feiern im Internet als Expertin große Erfolge. Was ist Ihr „Rezept“ für Erfolg?

Ich tue mich schwer mit Begriffen wie „Rezept für Erfolg“, denn ich glaube nicht, dass es dafür einen Blueprint oder eine Garantie gibt. Aber es gibt Prinzipien, an denen man sich orientieren kann, Werte, die mir immer wichtig waren, und Ideale, für die ich einstehe.

Zunächst bin ich der Überzeugung, dass wir Ziele im Leben haben müssen – unsere eigenen Ziele, nicht die, die uns von der Gesellschaft oder einem Ratgeber vorgegeben werden. Jahrelang habe ich mich damit auseinandergesetzt, was ich mit meinem Leben anfangen möchte, wofür ich stehe, was mich ausmacht und wie ich mich einbringen und verwirklichen will. Das war für mich ein absoluter Game-Changer.

Als Nächstes folgen Routinen – kleine Hilfsmittel, die uns helfen, unsere Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und dranzubleiben. Authentizität und Leidenschaft sind hier selbstverständlich.

Das dritte Element ist Durchhaltevermögen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele potenziell erfolgreiche Ideen gescheitert sind, weil man zu früh aufgegeben hat. Aber das heißt nicht, dass man einfach nur lang genug weitermachen muss, um Erfolg zu haben.

Der vierte und wichtigste Punkt ist Selbstreflexion und Anpassungsfähigkeit. Nichts ist so beständig wie der Wandel, und ich kenne die anfängliche Begeisterung für Ideen, die in der Realität keine Chance haben, nur zu gut. Wir müssen kritisch bleiben, reflektieren, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, ob unser Handeln Früchte trägt oder ob wir einen neuen Kurs einschlagen sollten.

Aufgeben ist keine Option für mich, aber stur mit dem Kopf durch die Wand zu gehen auch nicht.

Gab es einen Moment, in dem Sie das Falsche gesagt haben? Was haben Sie daraus gelernt?

Vor allem in meiner Anfangszeit hatte ich mit Neid, Hass und Hetze im Netz zu kämpfen. Als junges, blondes Mädchen, das sich öffentlich zu vermeintlich männlichen Themen äußert, wurde ich oft angefeindet – sowohl öffentlich als auch privat.

Das hat mich sehr beschäftigt, und leider habe ich das ein oder andere Mal ungehalten darauf reagiert. Dadurch haben sich einige Türen für mich geschlossen, die mir mit mehr Gelassenheit offen geblieben wären.

Trotzdem tröstet es mich, dass ich immer meine Werte vertreten und für sie gekämpft habe. Manchmal ist Kampf jedoch nicht der klügste Weg. Es gibt auch andere Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen, ohne dabei seine Werte zu verraten.

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Celine Nadolny ist preisgekrönte Finanzbloggerin, Wirtschaftsstudentin und Deutschlands einflussreichste Sachbuchkritikerin. Mit ihrem Blog „Book of Finance“ inspiriert sie Tausende Menschen, ihre Finanzen wissenschaftlich fundiert zu verwalten und ein erfülltes Leben zu führen. Seit 2020 ist sie bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Sachbuchrezensionen und Finanztipps, was ihr mehrere Auszeichnungen eingebracht hat, darunter Forbes „30 Under 30“ und „Finanzblog des Jahres“. Ihre Mission: Frauen und Männer zu ermutigen, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und ihre beruflichen und privaten Leidenschaften zu entfalten. Direkt-Link zu ihrer Seite: www.bookoffinance.de

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