Stellen Sie sich folgende Situation vor: Doris und Matthias sind Teilnehmer eines Rhetorik-Seminars. Nun haben sie, zu Beginn des Kurses, die Aufgabe nach vorne zu treten und sich der Gruppe in maximal einer Minute vorzustellen. Sehen Sie hier – mit Blick auf die besprochenen Kriterien – den Unterschied zwischen Doris (Profi) und Matthias (Anfänger):
Doris | Matthias |
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Die ersten Worte Doris beginnt „Gerne stelle ich mich in einer kappen Minute vor. Ich bin die Doris und …“ | Die ersten Worte Matthias beginnt „Hmm, ja, also ich bin der Matthias und ähh ich würde mich gerne kurz mal vorstellen …“ |
Der letzte Satz Doris beendet ihre Vorstellung mit den Worten „… und jetzt bin ich gespannt, wie unser erster Seminartag heute wird. Danke!“ | Der letzte Satz Matthias schließt unfreiwillig mit den Worten „… ja, das wären die wichtigsten Punkte gewesen. Äh, das war´s!“ |
Füllwörter Doris achtet darauf, dass sie Füllwörter wie „also“ oder „quasi“ vermeidet. | Füllwörter Matthias merkt gar nicht, dass er ständig „also“ und „sozusagen“ sagt. |
Fülllaute Doris weiß, dass wiederholte „Ähhs“ und „Mhhh“ ihre Wirkung schwächen. Sie hat sich beigebracht, fülllautfrei zu sprechen. | Fülllaute Matthias benutzt in seiner knappen Vorstellungsminute leider zehnmal „Ähhh“ und siebenmal „Mhhh“. |
Relativierungen Doris sagt: „Mit meinem Job bin ich sehr zufrieden“ – klare Worte ohne Relativierungen. | Relativierungen Matthias sagt: „Mit meinem Job bin ich eigentlich ganz zufrieden“ – durch das „eigentlich“ hört er sich unglücklicher an. |
Verneinte Gegenteile Doris verzichtet auf „verneinte Gegenteile“, um positive Assoziationen auszulösen. Sie sagt: „Ich möchte euch auch für mein Hobby begeistern“. | Verneinte Gegenteile Matthias tappt hier in die Falle und sagt: „Ich möchte euch mit meinem Hobby nicht langweilen, aber …“ – hier wirkt „nicht langweilen“ eher nach Langeweile … |
Konjunktiv Doris sagt: „Für später schlage ich vor, dass wir unsere Telefonnummern austauschen!“ – eine klare, aktive Botschaft! | Konjunktiv Matthias: „Ich würde vorschlagen, dass wir später noch unsere Telefonnummern …“ – hier wirkt die Konjunktiv-Botschaft durch „würde“ wesentlich schwächer! |
Nachschübe Doris sagt: „Am Wochenende liebe ich es, mit dem Fahrrad eine Tour zu machen“ – sie sagt nicht, dass es in letzter Zeit jedoch nur selten klappt. | Nachschübe Matthias sagt: „Am Wochenende fahre ich gerne Fahrrad, wobei mir in den letzten Monaten dafür leider oft die Zeit fehlt“. Um über ein Hobby zu sprechen hätte es den Nachschub nicht gebraucht. |